Soll ich oder soll ich nicht? Wann es Zeit für einen Jobwechsel ist
In vielen Fällen ist die Sachlage eindeutig. Wenn Sie zum Beispiel in eine neue Stadt ziehen oder Ihnen ganz offensichtlich ein Jobverlust droht, werden Sie sich vermutlich ohne zu zögern nach einer neuen Anstellung umsehen. Doch wie sieht es aus, wenn Sie „einfach nur unzufrieden“ mit Ihrem aktuellen Job sind? Viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen nehmen dieses unangenehme Gefühl oft über einen langen Zeitraum hin. Den Gedanken an einen Jobwechsel tragen die meisten von ihnen zwar mit sich herum, verdrängen ihn aber immer wieder, weil das Bedürfnis nach vermeintlicher Sicherheit, die Angst vor Unbekanntem und manchmal auch die eigene Bequemlichkeit siegen. Das kann jedoch zu ernsthaften Konsequenzen führen. Denn wer permanent mit einem flauen Gefühl im Magen zur Arbeit geht und abends kaum einschlafen kann, weil es ihm schon vor dem nächsten Arbeitstag graust, setzt im schlimmsten Fall seine Gesundheit aufs Spiel.
Die häufigsten Gründe für Unzufriedenheit im Job
Die Gründe, aus denen Menschen unzufrieden mit ihrer Stelle sind, können recht unterschiedlich sein. Sie lassen sich jedoch grob in zwei Bereiche einteilen: die materiellen und die immateriellen Faktoren.
Zu den materiellen Faktoren zählen beispielsweise:
- ein zu geringes Gehalt
- ungünstige Arbeitszeiten
- zu viele Überstunden
- wenige Urlaubstage
- ein langer Anfahrtsweg
- keine Entwicklungsmöglichkeiten
Die immateriellen Faktoren beziehen sich auf all das, was eher auf emotionaler Ebene über Zufriedenheit oder Unzufriedenheit im Job entscheidet. Hierzu zählt etwa der kollegiale Zusammenhalt, Wertschätzung, der Umgang untereinander, die Freude am eigenen Aufgabenbereich oder das Verständnis über die Sinnhaftigkeit einzelner Aufgaben.
Kurzzeitiges Motivationstief oder ernstzunehmendes Problem?
Im Job ist es ähnlich wie im Privatleben. Es gibt Zeiten, in denen alles rund läuft und solche, in denen man am sich am liebsten hinter einem Regal oder unter der Theke verstecken möchte. Meistens handelt es sich dabei um kürzere Phasen der Unzufriedenheit im Job, wie sie die meisten Arbeitnehmer kennen. Eine Meinungsverschiedenheit mit einem Kollegen, eine unsensible Bemerkung eines Vorgesetzten oder auch ein Fehler, der einem nicht hätte passieren dürfen, können dazu führen. Manchmal ist es auch eine neue Aufgabe, die einen verunsichert oder ein zeitweise höheres Arbeitsaufkommen, als man es gewohnt ist. Auch ein kurzzeitiges Motivationstief, weil man gerade in anderen Lebensbereichen stark gefordert ist, kann ein Grund sein, um sich im Job überfordert zu fühlen. Solche Dinge renken sich in der Regel wieder ein, sind nach einiger Zeit vergessen und lassen einen nicht im Allgemeinen an der eigenen Jobwahl zweifeln. Anders sieht es aus, wenn Sie dauerhaft das Gefühl haben, dem Stress, den die aktuelle Situation am Arbeitsplatz verursacht, nicht mehr gewachsen zu sein. Wenn sich dann auch noch körperliche oder psychische Beschwerden hinzugesellen, ist es höchste Zeit, zu handeln.
Was Sie tun können, bevor Sie kündigen
Nicht immer ist eine Kündigung und ein Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber der beste Weg, um die Unzufriedenheit im Job hinter sich zu lassen. Zum einen können Sie natürlich nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass woanders alles besser ist. Zum anderen gibt es vielleicht auch einiges, was Sie an Ihrer aktuellen Stelle schätzen und nicht missen möchten. Bevor Sie sich also auf die Suche nach einem vermeintlich besseren Job begeben, sollten Sie vielleicht versuchen, eine Änderung herbeizuführen, die Ihnen wieder zu mehr Freude und Zufriedenheit im Arbeitsalltag verhilft. Dafür müssen Sie natürlich das Kernproblem kennen. Sind Sie unzufrieden mit Ihrem Aufgabenbereich, gibt es zwischenmenschliche Probleme oder passt Ihnen etwas an den Rahmenbedingungen nicht? Oft kann ein klärendes Gespräch und das Äußern von Vorschlägen und Wünschen zu einer Verbesserung führen. Reden Sie mit Ihren Vorgesetzten. In den seltensten Fällen wird man Ihnen ein höheres Gehalt, eine andere Position oder abweichende Arbeitszeiten anbieten, wenn Sie nicht aktiv danach fragen. Selbst wenn Ihre Initiative nicht belohnt wird und Ihr Versuch nichts bewirkt, haben Sie anschließend zumindest die Gewissheit, dass Ihre Idee von einem Jobwechsel gute Gründe hat.
Leichter zur richtigen Entscheidung
Schon der Gedanke an einen Jobwechsel löst bei vielen Menschen einige Zweifel aus. Sollte es Ihnen ähnlich ergehen, notieren Sie sich ruhig, was dafür und was dagegen spricht und wägen Sie in Ruhe alle Punkte ab. Machen Sie sich bewusst, dass mit dem Absenden einer Bewerbung noch längst nichts entschieden ist. Und verabschieden Sie sich von dem Gedanken, dass Sie womöglich undankbar sind. Denn Sie verbringen schließlich viele Stunden Ihres Lebens bei der Arbeit und sollten während dieser Zeit mit Freude und Motivation bei der Sache sein, anstatt tagtäglich gegen Ihren Frust anzukämpfen. Und selbst wenn Sie nicht gänzlich unzufrieden mit Ihrer derzeitigen Anstellung sind, dürfen Sie sich natürlich das Recht herausnehmen, nach einer Verbesserung zu streben. Sobald Ihnen klar ist, ob diese sich ohne einen Jobwechsel realisieren lässt oder nicht, wird es Ihnen leichter fallen, eine Entscheidung zu fällen, mit der Sie sich wohlfühlen.